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12/06/20 – Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen



Woche für Woche geht vorbei und so langsam ist das Ende schon deutlich in Sicht. Dennoch gibt es noch einige größere und kleinere Baustellen, um die wir uns kümmern müssen.


Nichtsdestotrotz bleiben wir unserem Start in die Woche mit einem Faktenpost treu. Dieses Mal widmeten wir uns etwas zweideutig dem »Man«. Wir meinen damit allerdings nicht die Herren der Schöpfung, sondern das kurze Pronomen. Dieses kleine Wort wird gerne von Populisten genutzt, um etwas zu verallgemeinern, wie z. B. »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.« Gleichzeitig wird damit eine breite Masse an Menschen angesprochen und der Fokus von demjenigen, der es nutzt, weggelenkt. Auch uns ist aufgefallen, dass wir oft »man« in unserem alltäglichen Sprachgebrauch verwenden – meist unbewusst. Wann habt ihr das letzte Mal diese Wörtchen mit großer Wirkung benutzt?


Wir sind auch froh, euch endlich unser Interview mit Andreas Koop, dem Autor von NSCI, auf unserer Webseite präsentieren zu können. Das Interview, welches wir vor etwa 2 Wochen geführt hatten, gab uns einige sehr interessante Einblicke, wie wir als Gestalter an gesellschaftsrelevanten Themen mitwirken können und dass es nicht nur eine »Gestaltung der Macht«, sondern durchaus auch eine »Macht der Gestaltung« gibt. Das Interview findet ihr in unserer Rubrik »Wissen«. Reinschauen lohnt sich nicht nur für Gestalter!


Ebenfalls brandneu findet ihr auf unserer Webseite unseren Gestaltungskatalog mit gestalterischen Mitteln, die Populisten zur Gestaltung ihrer Onlinebeiträge nutzen. Dazu haben wir Social Media-Posts von verschiedenen populistischen Akteuren auf visuelle Gemeinsamkeiten analysiert und einige Mittel herausfinden können, die sehr häufig genutzt werden. Eine prägnante und emotionale Bildsprache mit kontrastreichen Farben und eine auffällige Typografie sind dabei nur zwei von vielen gestalterischen Möglichkeiten. Oft bedienen sich Populisten auch Wortspielen und Metaphern oder zeigen sich selbst in einer entschlossenen Pose. Wenn ihr noch mehr über die Gestaltungsmittel wissen wollt, schaut in unseren Gestaltungskatalog. Dort haben wir die gestalterischen Mittel jeweils kurz erklärt und visualisieren sie anhand eines Beispiels.


Auch unsere Doku entwickelt sich Stück für Stück weiter. Endlich haben wir unser Kapitel »Wie Populismus funktioniert« fertig gestellt und widmen uns nun, wie Populismus Meinungen beeinflusst und prägt. Vor allem das »Political Framing« spielt dabei eine besondere Rolle. Die Kognitionswissenschaftlerin Elisabeth Wehling berichtet in ihrem Buch »Politisches Framing – Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht«, dass vor allem in der Politik der Gebrauch von Sprache ganz automatisch bestimmte Sichtweisen zu gewissen Themen transportiert. Es handelt sich niemals nur um neutrale Sachverhalte, sondern stets auch damit einhergehende, »einrahmende« Erfahrungen und Bedeutungen. Was genau mit »Frames« gemeint ist, wird schon bei schnellen Betrachtungen bestimmter Begriffe deutlich. Wehling führt hier das Beispiel des Terminus »Steuer« an, dessen »Klang in der Gesellschaft« maßgeblich durch den Rahmen geprägt wird. Dieser Rahmen beispielsweise ist definiert durch Begriffe wie Steuerlast und Steueroasen. »Wir haben also eine Last zu tragen (...). Es gibt Steueroasen, wo man der Steuer entkommt, aber rundherum ist eben die Wüste (...)«. Positive Effekte von Steuern, die beispielsweise für gute Straßen sorgen, seien ausgeblendet. Frames bestimmen damit nicht nur unser Denken, sondern auch unser Fühlen, unser Werten, unser Handeln (vgl. Wehling, 2018, S. 15). Populisten gestalten ihre Kommunikation so, dass sie bewusst oder unbewusst explizit auf gewisse Frames von Menschen zugreifen. Die Macht der Wortwahl ist daher nicht zu unterschätzen. Worte allein schaffen es, Frames zu generieren, die zu Spaltung und Vorurteilen führen können.


Unser Repost der Woche handelt von Sound Bites. Sound Bites sind kurze Sprüche mit hohem Aufmerksamkeitswert, die medial vorbereitet, pointiert und zündend gestaltet sind. In unserem Beispiel lautet dieser »Das ist pervers« – damit wird suggeriert, dass sich über den angesprochenen Sachverhalt nicht diskutieren lässt, wodurch eine bestimmte Meinung vorgegeben wird. Sound Bites sollen empören und im Kopf des Lesers hängen bleiben, wodurch die Aufmerksamkeit auf den Verfasser gezogen wird. Wenn ihr noch mehr Beispiele für Sound Bites wissen wollt, schaut euch unseren Beitrag an.


Übrigens: Da wir bei unserer Arbeit neutral und wissenschaftlich vorgehen wollen, haben wir uns dazu entschieden, ab sofort alle Parteivertreter und -logos unkenntlich zu machen. Denn wir wollen den Fokus nicht auf bestimmte Parteien lenken, sondern auf die populistischen Methoden und Mittel, die diese nutzen.

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